STOP! leuchtet das Signal in der Fahrkonsole. MOTOR AUSSTELLEN nötigt der Bordcomputer. Die Rückfahrt kann wohl als Schluckauf eines sonst reibungslosen Trainingslager gedeutet werden. Aber der Reihe nach.
Nach knapp sieben Stunden Fahrt und zwei Zwischenstopps erreichen unsere Triathleten am 10. Februar 2024 ihr Ziel. Der Golf von Follonica, zwischen Piombino im Norden und Punta Ala im Süden, beeindruckt mit seinen markanten landschaftlichen Kontrasten. Auf der einen Seite das kristallklare Wasser mit den fast weißen Stränden und Dünen, auf der anderen Seite die imposanten Kühltürme, Windräder und Containerschiffe auf dem Weg in den Hafen von Piombino. Im Osten erstreckt sich die toskanische Hügellandschaft, die bereits zahlreiche Dichter vergangener Jahrhunderte inspirierte. Nach unserer Ankunft verbringen wir knapp zwei Stunden damit, die Gegend auf dem Fahrrad zu erkunden und unsere Beine etwas auszutreten. Unsere Radtouren werden meist ähnlich organisiert: An der Spitze fahren die drei Jungs David, Lukas und Nick samt ihrer Entourage, bestehend aus Ex-Spitzenathlet Sebi, Leichtathlet Tobi, Hobbysportler Gianni und „Elektro-Reini“. Ihnen folgen die Gruppe unter der Leitung von Florian und die 'großen Mädels'. Manu weist inzwischen unsere Athletinnen der Kategorie Youth A in die Geheimnisse des Rennradfahrens ein.
Die täglichen Mahlzeiten bestehen, wie erwartet, hauptsächlich aus verschiedenen Variationen von Nudelgerichten, ergänzt durch mehrere Hauptgerichte zur Auswahl. Besonders beliebt sind Schnitzel und Hamburger bei den Köchen. Ein wenig Obst rundet die Mahlzeiten ab. Die einzige Ausnahme bildet der Ankunftssonntag, an dem die Wirte einen Kuchen servieren. Einige unserer Athleten werden jedoch unruhig, wenn es keinen Nachtisch gibt, und beginnen, selbst Desserts in ihren kleinen Bungalow-Küchen zu zaubern.
Der Dienstag ist ein besonderer Tag, da alle drei Gruppen gemeinsam die 15 km nach Follonica fahren, um das traditionelle "Trainingslager-Eis" zu genießen. Bei angenehmen 19 Grad Celsius, Sonnenschein und wolkenlosem Himmel ist der Februar durchaus angenehm.
Das Eis dient einerseits als Belohnung für das ebenfalls traditionelle Lauftraining im Golfo von Baratti. Dieses beinhaltet zunächst schnelle 2-3 km, gefolgt von einer 2,2 km langen Steigung mit 250 Höhenmetern. Der Ausblick oben kann nur kurz genossen werden, denn am Fuße des Hügels warten weitere 2-3 km in zügigem Tempo. Zum anderen dient das Eis als Vorbereitung für die lange Ausfahrt, die am nächsten Tag stattfinden soll.
Für viele ist der Mittwoch der längste Tag des Trainingslagers. Die großen Jungs haben ein 120 km Programm vor sich, begleitet und mit Wasser versorgt von Mauro, der sorgfältig jede Kreuzung absperrt, um einen reibungslosen Durchgang zu gewährleisten und unnötige Stopps zu vermeiden. Auch die 'großen Mädels' legen beachtliche 100 km in den Hügeln von Montioni zurück, während unsere kleinsten Athleten ebenfalls mehrere Stunden im Sattel verbringen.
Bereits etwas ermüdet, ist es dann auch schon im Handumdrehen Samstag und Zeit für die Rückfahrt nach Brixen. Zwischen 350 und 520 km wurden in diesen sieben Tagen von unseren Athleten auf dem Fahrrad zurückgelegt. Etwa 50 km wurden gelaufen, ca. 10 km geschwommen und unzählige Pokerrunden abends gespielt. Es wurde geschwitzt, gelitten, sich gefreut, gelacht und auch geweint.
Einigen Athleten stehen (metaphorisch) sogar Tränen in den Augen, als bei der Rückfahrt die Kühlung des Motors streikt und der Abschleppdienst gerufen werden muss. Glücklicherweise kommt dieser schnell, und Martin holt die gestrandeten Athleten in Affi mit seinem 9-Sitzer ab, sodass alle wieder rechtzeitig zu Hause sind.
Ein großes Dankeschön an den Verein und an Manu, dafür, dass es uns Jahr für Jahr ermöglicht wird, eine anstrengende, aber erlebnisreiche Woche in der Toskana zu verbringen. Danke auch an die Begleiter und an alle Athleten - bis zum nächsten Jahr!
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